Danke! Interessante Details und ein par grobe Unwahrheiten:
"1962 hatte die U.S. Army Westdeutschland längst mit eigenen Munitionsdepots überzogen. In den meisten lagerten konventionelle Waffen, die zum Einsatz kommen sollten, falls die Sowjets angriffen. Doch die Sowjets waren zahlenmäßig weit überlegen."
Ein Mythos, die zahlenmäßige Imbalanz war - variierend je nach Zeitraum - nie so groß, wie sich das oft vorgestellt wurde und wird. Habe noch irgendwo eine alte RAND-Studie liegen, suche die nachher mal raus. Zweitens wird ein weiterer Mythos impliziert, nämlich der der zahlenmäßig überlegenen, qualitativ aber unterlegenen roten Horden. Das war und bleibt gefährliche Propaganda, die leider auch von vielen Ex-Wehrmachtlern so in die Welt getragen wurde. So beschissen das System im Osten auch war, in Sachen Ausrüstung, Bereitschaft und Ausbildung waren die WP-Armeen denen im Westen mindestens ebenbürtig bis überlegen.
"Im Ernstfall sollten diese Waffen in der "Fulda-Lücke" gezündet werden, der erwarteten Invasionsroute der Sowjets, weil das Gelände dort einen massiven Panzerangriff zuließ. "Wir sollten eine tödliche Barriere aus radioaktiver Strahlung errichten", sagt er."
Ja. Die Verwandlung Deutschlands in einen verglasten Parkplatz war fest angedacht.
"Und weil die Bundeswehr nicht genug Geld hatte, ihre Sollstärke von 500.000 Mann zu erreichen, erschienen ihm Atomwaffen als billigere Abkürzung zum Ziel."
Revisionistischer, mammonistischer Bullshit. Die Mannstärke war immer das Problem im Westen, bzw. das politische Tauziehen zwischen Großindustrie und Staats-/Militärsektor um den verfügbaren Manpower-Pool bzw. die Lohnkosten.
"Zur gleichen Zeit erreichten die Ost-West-Spannungen mit der Kuba-Krise einen Höhepunkt."
Auch bekannt als die Türkeikrise, schließlich war die Stationierung von Jupiter-Langstreckenraketen dort der Anlaß, warum die Ivans überhaupt so forsch vorgingen. Das ganze Kuba-Ding ist überbewertet und hatte mehr mit Symbolpolitik zu tun als echter Bedrohung. Immerhin hatten die Russen ebenfalls Atom-Uboote im Atlantik stehen, die jederzeit hätten angreifen können.
""Nein", sagt Sanford, "es ging ausdrücklich um deutsche Elemente, die im Auftrag des Verteidigungsministers handeln würden.""
Klingt sehr unglaubwürdig… mit welcher politischen und militärischen Rückendeckung hätte FJS das denn veranlassen sollen? In den Zeiten, genau wie heute, konnte man doch keinen geopolitischen Furz lassen, ohne daß die Anglos davon erfahren. Und was hätte er mit den Nukes gemacht, sie irgendwo versteckt? Klingt hanebüchen. Was Sanford ja auch selbst sagt:
"Noch nie habe die Idee einer deutschen Bedrohung auch nur im Raum gestanden. Der Gedanke allein war absurd und abwegig in fast jeder Hinsicht. Doch plötzlich sei genau dies offizielle Linie von oben gewesen. Doch: "Als Soldat lernt man, nicht zu viele Fragen zu stellen", sagt Sanford."
"Einige Jahre später war Sanford in Washington stationiert. Dort sei ihm die Episode erneut bestätigt worden. Das Misstrauen der Amerikaner gegen Strauß sei enorm gewesen –"
Vom Kriegs-Spitzel-Paulus zum unberechenbaren Wankelsaulus? Ergibt wenig Sinn, auch wenn FSJ sich sicher seine eigenen Gedanken zur Lage gemacht hatte. Vielleicht war er auch einfach nicht gefügig genug, verglichen z.B. mit heutigen Politschmonzen und Spechelleckern.
"Strauß und einige seiner höchsten Militärs hingen damals einer Strategie an, die auch in eigenen Reihen für Unruhe sorgte. Er wollte taktische Atomsprengköpfe, um einen nuklearen Präventivschlag gegen die Sowjet-Armee führen zu können. Der Gedanke war: Sobald sicher sei, dass ein Angriff auf westdeutschen Boden bevorstehe, sollten die Angreifer mit Atomwaffen beschossen werden, damit es erst gar nicht zum Angriff komme. In Washington galten diese Ideen als sicherer Weg in den Dritten Weltkrieg."
Schwachsinn. Präventiver taktischer (im Gegensatz zu strategischem) Einsatz war damals offizielle NATO-Doktrin.
"DER SPIEGEL hat versucht, Sanfords Angaben in Washingtoner Archiven zu prüfen – ohne konkretes Ergebnis. William Burr, Kernwaffenexperte im National Security Archive, hat von der Mobilisierung gegen Strauß zwar anekdotisch gehört, dafür aber nie Belege gefunden."
Immerhin hatten die Spiegel-Fritzen mal nachgehakt.
"Ist Sanfords Schilderung also doch eher haltlos? Vielleicht nicht: Das bisher stärkste Dokument ist ein Vermerk von Henry Kissinger, dem späteren US-Außenminister. Kissinger hatte sich 1961 zu einem Gespräch mit Strauß getroffen – und gleich danach einen Brandbrief an die Kennedy-Regierung geschrieben, der er damals als Berater zuarbeitete."
Dem Juden Kissinger war FSJ vielleicht zu eigenständig, zu deutsch, zu wenig untertänig.