'Tschuldige, war etwas schwammig in meiner Sprachwahl. Als groben Vergleichszeitraum würde ich Mittelalter (= Herausbildung der christlichen Staaten und polities) bis WK2 heranziehen (weil man seit Kriegsende eigentlich nicht mehr von europäischen Kulturen sui generis sprechen kann).
Stimmt schon, absolute Bevölkerung und Bevölkerungsdichte sind natürlich wichtige Faktoren, da erst sie die Arbeitsteilung möglich machen, von der "Kulturspezialisten" wie Künstler und Wissenschaftler abhängen. In der Hinsicht war Skandinavien immer benachteiligt. Gleichwohl stehe ich summa summarum zu meiner Ausgangsbehauptung: große Strömungen wie die Rennaissance oder die fundamentale italienische Rolle in der Entwicklung von Chemie und Elektrotheorie… da konnten die Nordmannen bisher einfach nicht mithalten, obwohl sie natürlich auch herausragende Einzelköpfe hatten.
Spanier sind weniger Forscher (obwohl sie in der frühen Neurologie ein paar herausragende Namen haben z.B. Santiago Ramón y Cajal) als vielmehr Krieger und Eroberer und in zweiter Linie Künstler. Das Spanische Weltreich war und bleibt die eindrucksvollste historische Unterwerfungstat eines modernen europäischen Volkes, und im Gegensatz zu den späteren Engländern und Franzosen hatten sie nicht den Luxus von Dampfschiffen, Impfung und Maschinengewehr.
Weiß nicht, ob man da extra ein Label draus machen muß, aber ja, ein Holla Forumsacke sollte auf jeden Fall das Grundlegendste für den Notfall gebunkert haben.
EINIGES
Auf die Schnelle habe ich den folgenden Wiki-Artikel gefunden:
en.wikipedia.org/wiki/List_of_Nobel_laureates_by_country
Wenn ich alle Nicht-Wissenschaftler herausrechne (Frieden, Literatur und - kontrovers - Wirtschaft) und die, die in anderen Ländern geboren wurden, kommen wir auf folgende Liste:
Denmark:
Jens Christian Skou, Chemistry, 1997
Niels Kaj Jerne, Physiology or Medicine, 1984
Aage Bohr, Physics, 1975
Ben Roy Mottelson, Physics, 1975
Henrik Dam, Physiology or Medicine, 1943
Johannes Fibiger, Physiology or Medicine, 1926
Niels Bohr, Physics, 1922
August Krogh, Physiology or Medicine, 1920
Niels Ryberg Finsen, Physiology or Medicine, 1903
Sweden:
Tomas Lindahl, Chemistry, 2015
Arvid Carlsson, Physiology or Medicine, 2000
Sune Bergström, Physiology or Medicine, 1982
Bengt I. Samuelsson, Physiology or Medicine, 1982
Kai Siegbahn, Physics, 1981
Torsten Wiesel*, Physiology or Medicine, 1981
Ulf von Euler, Physiology or Medicine, 1970
Hannes Alfvén, Physics, 1970
Arne Tiselius, Chemistry, 1948
Theodor Svedberg, Chemistry, 1926
Karl Manne Siegbahn, Physics, 1924
Hjalmar Branting, Peace, 1921
Carl Gustaf Verner von Heidenstam, Literature, 1916
Gustaf Dalén, Physics, 1912
Allvar Gullstrand, Physiology or Medicine, 1911
Svante Arrhenius, Chemistry, 1903
Norway:
May-Britt Moser, Physiology or Medicine, 2014
Edvard Moser, Physiology or Medicine, 2014
Ivar Giaever, Physics, 1973
Odd Hassel, Chemistry, 1969
Lars Onsager, Chemistry, 1968
Demgegenüber die Itaker:
Mario Capecchi*, Physiology or Medicine, 2007
Riccardo Giacconi*, Physics, 2002
Rita Levi-Montalcini, Physiology or Medicine, 1986
Carlo Rubbia, Physics, 1984
Renato Dulbecco*, Physiology or Medicine, 1975
Salvador Luria*, Physiology or Medicine, 1969
Giulio Natta, Chemistry, 1963
Emilio Segrè, Physics, 1959
Enrico Fermi, Physics, 1938
Guglielmo Marconi, Physics, 1909
Camillo Golgi, Physiology or Medicine, 1906
Diese Gegenüberstellung würde meiner Behauptung also eindeutig widersprechen. Problem der Nobelpreise ist natürlich, daß es die erst ab dem 20. Jahrhundert gibt, also die Pionierleistungen der Italiener im 19. Jahrhundert in Elektrotheorie (z.B. Alessandro Volta) und Chemie (z.B. Francesco Selmi) werden unterschlagen, was statistisch auch die Franzosen und uns selbst leicht nach unten zieht (weil viele unserer großen Entdeckungen und Entwicklungen ebenfalls in Vor-Nobel-Zeiten gemacht wurden). Aber ja, ich gestehe eindeutig zu, daß bei Science-Nobelpreisen die Nordmannen gut abgeräumt haben.