Gerald Knaus - Dieser Mann hat für Angela Merkel den Flüchtlingsdeal erfunden. Nun will er die Katastrophe verhindern.
Rechtspopulisten und Menschenrechtler – alle kritisieren das Abkommen mit der Türkei. Gerald Knaus glaubt weiter daran. Kann er seine Idee retten?
Das Abkommen wurde unter dem Namen "Merkel-Plan" bekannt. Aber es war nicht die deutsche Kanzlerin, die sich den Plan ausgedacht hat. Es war auch keiner ihrer Mitarbeiter im Kanzleramt. Es war dieser Mann, der jetzt an den Polizisten vorbei das Flüchtlingslager Moria betritt: Gerald Knaus.
Knaus ist Politikberater. Er leitet eine kleine, von ihm selbst gegründete Denkfabrik namens European Stability Initiative in Berlin, ESI. Es gibt Dependancen in Paris, Brüssel, Istanbul, Wien, Sarajevo und London. Das klingt nach einer großen Institution, aber insgesamt hat ESI nur 13 Mitarbeiter. Ihre Arbeit wird vor allem von der schwedischen Behörde für Entwicklungszusammenarbeit finanziert, dazu von (((diversen Stiftungen))). George Soros bestätigt, siehe Video
Gerald Knaus stammt aus einer Familie, der das europäische Drama in den Knochen steckt. Seine Großmutter, eine Russin, war einst nach Deutschland eingewandert. Kurz vor Kriegsende wurde sie von Soldaten der Roten Armee erschossen, weil sie mit einem Deutschen ein Baby hatte, Knaus’ Mutter. Das Mädchen wurde als Staatenlose von Versteck zu Versteck gebracht. Am Ende kam Knaus’ Mutter nach Österreich, wo dann auch Gerald aufwuchs – in einem Haus, in dem immer wieder Flüchtlinge aufgenommen wurden, Menschen, die ihre Heimat an den Krieg verloren hatten.
Gerald Knaus führt ein europäisches Leben, seit er 16 Jahre alt ist. Da zog er alleine nach Paris. Als die Mauer fiel, erkundete er Osteuropa. Er verliebte sich in eine Slowakin und in das Gefühl des großen Aufbruchs. Gerald Knaus studierte Politik und Wirtschaft in Oxford, Bologna und Brüssel. Seine Denkfabrik ESI entstand Ende der neunziger Jahre auf einer Caféterrasse in Sarajevo. Dort saß er mit ein paar Freunden. Sie blickten auf die zerschossene Stadt und träumten davon, eine neue Art der Politikberatung zu erfinden, eine, die nicht nur mit abstrakten Konzepten jongliert. Knaus’ erstes Projekt: die Rückkehr der Vertriebenen aus Bosnien. Knaus redete mit Bürgermeistern, mit kroatischen Extremisten, mit den Serben.
Später betrieb Knaus seine Denkfabrik mehrere Jahre in Istanbul. Dort wuchsen seine drei Töchter auf, die Türkei ist Knaus so vertraut wie kaum ein anderes Land. Das kommt ihm im Herbst des europäischen Sorgenjahrs 2015 zugute: Die türkischen Botschafter in Berlin und Brüssel sind alte Bekannte, auch ihnen schickt er sein Konzept. Die Diplomaten präsentieren dem Regierungsapparat in Ankara wenig später Knaus’ Argumentation: Die Türkei müsse den gemäßigt konservativen und sozialdemokratischen Regierungen in Mitteleuropa helfen. Sie könne kein Interesse daran haben, dass in Deutschland die AfD immer stärker wird, dass in Frankreich womöglich bald der Front National regiert, in Österreich die FPÖ. Dass antiislamische, prorussische Parteien in Europa den Ton angeben. Es sei im Sinne der Türkei, wenn die Merkel-Philosophie die Oberhand behält, nicht die Orbán-Philosophie.
Knaus kennt in diesen Tagen nur ein Ziel: Er will sein Abkommen retten. Er will zeigen, dass sich Mitgefühl und Kontrolle verbinden lassen. Nichts falscher, glaubt er, als jetzt auf die Orbán-Philosophie einzuschwenken und einfach die Grenzen dicht zu machen. Europa hat keine Wahl, es muss Flüchtlinge aufnehmen, es muss weiter zusammenarbeiten, und es muss auf die Kritik der Menschenrechtsorganisationen reagieren, zum Beispiel indem es eine Taskforce aus Beamten und Experten in die Türkei schickt. Sie könnten sicherstellen, dass das Land ein Ort ist, an dem Flüchtlinge fair behandelt werden. Alle Interessen vereinbaren – das ist die Philosophie des Gerald Knaus.
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